Catherynne M. Valente: Space Opera (Buch)

Catherynne M. Valente
Space Opera
(Space Opera, 2018)
Tor, 2019, Paperback mit Klappenbroschur, 348 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-596-70444-6 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Auf einem kleinen, wasserreichen, leicht erregbaren Planeten am Rande der Milchstraße leben sie: merkwürdig geformte Wesen, die sich ihrer Brüder- und Schwestervölker der Galaxis nicht bewusst sind. Das war auch besser so, löschte doch ein gigantischer Krieg fast alles Leben in der Sternenballung aus.

Fast alles Leben - nein, denn einige Alien-Populationen haben überlebt und aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Soll heißen, statt mit Kanonen und Kriegsschiffen aufeinander loszugehen, löst man Konflikte auf friedliche Art. Ein Wettstreit, das war klar, aber muss sein, dieses Mal aber ein Contest, der auf der Bühne ausgetragen wird.

Neue Völker, die in die galaktische Gemeinschaft aufgenommen werden wollen - oder sollen - müssen sich hier beweisen, ein Fernbleiben vom Wettstreit wird nicht akzeptiert.

Die Crux an der Angelegenheit ist, dass dem Verlierer die Auslöschung droht.

Unter diesen Voraussetzungen sucht man auf eben jenem kleinen, wasserreichen, leicht erregbaren Planeten einen Vertreter, der die Menschheit beim Contest würdig repräsentiert. In dem Glamour-Rock Heroen Decibel Jones wird ein würdiger Musikus entsandt - allein, wird er im intergalaktischen Wettstreit standhalten können?


Catherynne M. Valente ist eine in ihrer Heimat, den USA, renommierte Kritikerin und Autorin. Vorliegend nimmt sie sich etwas an, dass die US-Amerikaner mit Unverständnis, Skepsis ja Ablehnung alljährlich beobachten: den European Song Contest.

Statt schmalzige Schlager von auf schön gestylter Pseudo-Schwiegersöhnen und -töchtern sind im ESC inzwischen alle möglichen Künstler unterwegs. Der Schlager hat hier schon lange keine Chance mehr, das nationale Renommee aufzupolieren. In ist, was ungewöhnlich, provokativ und fetzig ist.

Dies hat die Verfasserin auf die Idee gebracht, das Spektakel auf eine intergalaktische Bühne zu heben.

Naturgemäß sollen dabei die Mundwinkel in Bewegung - also nach oben - gesetzt werden, sollen die Lachmuskeln trainiert und die Atmung beschleunigt werden. Wer nun aber tiefgründigen Humor á la Terry Pratchett erwartet, der wird enttäuscht werden.

Nein, das kann, das will die Autorin auch gar nicht anstreben. Sie möchte durch skurrile Szenen, beißende Situationskomödie und Persiflierung des Show-Business ihre Leser erreichen - und schafft dies auch. Dabei nimmt sie mit scharfem Auge die Schrullen der Stars und Sternchen, ihrer Entdecker und Vermarkter und des Unterhaltungsapparats auf die Schippe.

Nett und unterhaltsam, ohne großen Tiefgang aber kurzweilig zu lesen, legt sie so ein munteres Büchlein für zwischendurch an den Lesetisch.